Achtung ich warne euch heute gleich mal vor – es geht um ein – zumindest für mich richtig emotionales Thema.
Ich glaube, es ist ein Thema zu dem die Meinungen sehr kontrovers auseinander gehen ABER trotzdem finde ich ist es ein mega wichtiges Thema, denn es betrifft uns Hundehalter jeden Tag bei jedem Spaziergang.
Hundekontakt
An der Leine / ohne Leine / mit oder ohne vorher den anderen Hundehalter zu fragen?
Ich erinnere mich noch, als mein erster Hund Danny bei mir einzog war es in unserem Ort üblich, bei Hundebegegnungen zuerst in Entfernung zueinander stehen zu bleiben. Man rief sich zu „Rüde oder Hündin?“ Dieser erste CHECK beeinflusste, ob man weiterfragte „Sollen wir sie laufen lassen?“
Zwei ganz kurze Fragen und dennoch klärten sie den restlichen Verlauf – wollten beide, leinte man die Hunde ab oder ging eben weiter.
Ich erinnere mich nicht daran, einmal ungewollt mit einem freilaufenden Hund konfrontiert gewesen zu sein.
Heute merke ich mehr und mehr, dass Hundemenschen die mir begegnen automatisch davon ausgehen, dass mein Hund 1. verträglich ist 2. den anderen Hund im besten Fall zum Spielen animiert und es 3. sicherlich keine Probleme in einer direkten Kontaktbegegnung geben wird.
Woher nehmen viele diese unerschütterliche und trügerische Gewissheit?
Ist es nun, weil Lucy mit ihren 7kg als Leichtgewicht durchgeht und aussieht als könne sie nur nett sein?
Ist es das mangelnde Verständnis füreinander, der fehlende Respekt dem anderen gegenüber?
Wäre es anders mit einem 45kg Rottweiler an meiner Seite?
Zugegeben, wenn ich zurückdenke – als mein Rottweiler Attila an meiner Seite war, passierten mir diese „Zwangskontakte“ weitaus weniger.
Inzwischen scheinen aber mehr Hundehalter genug von diesen unliebsamen Zwangskontakten zu haben – das Model „Gelbe Schleife“ macht seit Jahren bei uns in Österreich die Runde.
Wer es nicht kennt – „Gelber Hund“ hier wird toll erklärt warum man zu Hunden die eine gelbe Schleife/Tuch oder Halsband/Geschirr tragen Abstand halten sollte.
Seien wir ehrlich – es kann doch wirklich viele Gründe haben, warum mein Hund gerade keinen Hundekontakt haben soll. Schmerzen, Läufigkeit, Angst, Aggression fallen mir da ganz spontan ein und die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Kurz gesagt – ich bin der Meinung, wenn ich einen Hundehalter mit angeleintem Hund treffe ist es das mindeste, dass ich meinen Hund, sollte dieser freilaufen ebenfalls anleine. Man kann dann ja klären ob ein Kontakt erwünscht ist oder nicht aber überrumpelt niemanden mit seinem eigenen, freilaufenden Hund.
Die gute Kinderstube
Schon als Lucy in mein Leben trat wusste ich, dass es mir wichtig war sie zu einer souveränen, freundlichen Hündin zu erziehen. Dazu, davon bin ich überzeugt gehören gute Hundekontakte – gute Vorbilder wenn man so will. Gottseidank hatte Lucy einige davon von denen sie heut noch profitiert. Egal ob es nun die Hundesprache ist, das Verhalten in Situationen oder einfach nur das Miteinander – wenn mein Hund mit gut erzogenen, souveränen Hunden aufwachsen darf, lernt er von diesen lauter gute Dinge.
So bin ich mir sicher, dass Lucy ihre Freundlichkeit und endlose Geduld gegenüber Kleinkindern sich von zwei sehr souveränen Havanesern abgekuckt hat, die wir oft besuchten als Lucy selbst noch ein Welpe war.
Der Rückruf den mir die magische Futtertube erleichtert hat, hat ein perfekt trainierter Labrador unterstützt der Lucy gleichzeitig auch gezeigt hat, dass man in kleinen Bächen sich toll erfrischen kann. Ruhe in ein wildes Spiel zu bringen und damit auch mögliche Eskalationen zu verhindern hat Lucy von einer kleinen Mischlingshündin gelernt die ihr gezeigt hat, dass man sich selbst im wildesten Herumtoben einfach schnell hinlegen muss um die Situation zu entspannen.
Und das sind nur einige wenige Beispiele bei denen Lucy von den Erfahrungen erwachsener Hunde profitieren konnte.
Aber natürlich kucken sich Hunde von Artgenossen nicht nur die tollen, positiven Dinge ab – und so lernte Lucy dank zwei äußerst springfreudigen Yorkies, dass man ohne Einladung einfach auf die Couch springen darf. Zu meinem Glück passierte das erst, als sie schon ausgewachsen war und mit etwas Training konnte ich ihr dieses, für mich nicht erwünschte Verhalten rasch wieder abgewöhnen.
Jeder hat andere Anforderungen/Wünsche/Erwartungen in seinen Hund, deswegen können Dinge, die für mich nicht erwünscht sein bei anderen Menschen durchaus erwünscht und in Ordnung sein.
Rüpel / Rowdy / Zuckerschnecke
Zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist.
Ich finde, dieses Sprichwort passt auch auf unsere Hunde. Warum? Nun ich glaube, dass sich unsere Hunde die wir ja als wahre Anpassungs- und Kompensationskünstler kennen auch an ihr Umfeld anpassen.
Damit meine ich, dass die Hunde mit deinen mein Welpe aufwächst mitbestimmen, wie er sich später mal verhalten wird. Wenn mein Welpe immer mit sehr temperamentvollen, aufgeweckten, vielleicht auch wilden, ungestümen Hunden spielt wird er sich an diese anpassen und auch eher wild, temperamentvoll und vielleicht ein wenig rüpelhaft im Umgang werden.
Sind die Hundekontakte meines Welpen eher sanfte, vorsichtige, besonnene und ruhige Hunde, wird auch mein Hund eher dazu neigen anderen sanft, freundlich und vorsichtig zu begegnen.
Wir kennen und treffen häufig einen Havaneser-Buben, der als Welpe ein sehr schüchterner, ruhiger und introvertierter Hund war. Ein netter kleiner Kerl mit großem Potential wie ich immer fand. Den Besitzern war es wichtig, dass er mit möglichst vielen Hunden Kontakt hatte – darunter leider auch einige recht wilde Kandidaten die den Kleinen schonmal im wilden Spiel umrannten oder auch schlichtweg mit den Pfoten zu Boden drückten. Große Hunde die es einfach nie gelernt hatten mit kleineren Hunden vorsichtig umzugehen.
Der Kleine – mittlerweile große Havaneser Rüde ist inzwischen ein Hund der sich gleich von Anfang an behauptet. Er hat gelernt, dass das für ihn ein Weg ist, nicht mehr umgerannt zu werden – er hat gelernt, sich Respekt zu verschaffen.
Jeder muss selbst entscheiden ob er das für seinen Hund will und es kann für viele Hunde und ihre Halter genau das richtige sein. Wir alle sind individuell und dürfen das auch sein.
An der Leine kein Kontakt
Lucy war so groß wie ein kleines Meerschweinchen. Zierlich, winzig und von der ersten Sekunde an weckte sie in mir einen großen Beschützerinstinkt.
Zudem hatte sie – das muss man auch sagen – bis sie bei uns einzog noch nicht viel gesehen und hatte auch entsprechend großen Respekt vor Autos, Kinderwägen, Menschen ganz im Allgemeinen.
Also ließ ich ihr genügend Zeit die große Welt zu erkunden. Spaziergänge dauerten bei uns lange und das lag nicht etwa daran, dass wir so große Runden drehten sondern daran, dass Lucy sich alles in Ruhe ansehen wollte, untersuchte und dabei die Welt kennen lernte.
Dazu gehörte für Lucy Grashalme genau zu untersuchen, an einer Blume zu schnüffeln und sich an eine Mauer zu lehnen um zu überlegen ob man noch ein Stückchen weiter gehen wollte. Die Umwelt war spannend selbst ohne, dass wir auf andere Menschen und Hunde trafen. Deshalb beschloss ich ihr Hundebegegnungen aus der Ferne zu ermöglichen, den direkten Kontakt aber zu vermeiden.
Wenn wir auf andere Hundehalter trafen teilte ich diesen also bereits auf Entfernung mit, dass kein Kontakt erwünscht war. Die Reaktionen waren unterschiedlich doch meist nicht freundlich was mich sehr verwunderte. Ich wurde beschimpft ich würde meinem Hund Sozialkontakte verwehren, ich hätte keine Ahnung von Hunden, ich würde mir eine sozial unverträgliche Hündin erziehen, mir sollte man den Hund wegnehmen usw. – Ich wusste nicht, dass man sich so schnell so viele „Feinde“ machen konnte.
Dann gab es noch diejenigen die ihre Hunde trotzdem einfach ableinten und auf Lucy zustürmen ließen – an dieser Stelle war ich wieder dankbar dafür, eine kleine Rasse ausgesucht zu haben. Ja ich gestehe – nicht nur einmal habe ich Lucy hochgehoben als ein großer Hund in vollem Tempo herangestürmt kam.
Es gab auch Hundehalter deren Hunde uns schon von weitem angebellt und angeknurrt haben und die uns, obwohl wir die Strassenseite wechselten nachgegangen sind.
Ich habe in diesen ersten Monaten mit Lucy gelernt mich für meinen Hund und das was ich möchte einzusetzen – freundlich aber dennoch klar und sicher. Zum Schutz für meinen Hund, denn seien wir ehrlich – 35kg zu 7kg ist ein Größenverhältnis wo gar nicht erst ein Hund unverträglich sein muss, es reicht eine Spielaufforderung des großen Hundes aus damit der Kleinere eine Pfote auf die Wirbelsäule bekommt und dadurch Prellungen erleidet.
Bitte versteht mich nicht falsch – Lucy spielt gerne mit großen Hunden und ihre besten Freunde sind alles Hunde die über 30kg schwer sind.
Der Unterschied ist – die Hunde kennen sich und die Großen wissen, wie man mit Kleinen Hunden umgeht und das – macht für mich einen riesigen Unterschied da ich keine Angst haben muss, dass Lucy im Spiel verletzt wird.
Und wenn die Großen untereinander zu wild spielen, was ja durchaus ok ist nimm ich Lucy einfach kurz aus der Situation und warte, bis die Großen sich ausgetobt haben und Lucy wieder mitlaufen darf. Diese kurze Spielpause nimmt sie mir nicht übel, bekommt währenddessen ein Leckerchen und darf dann wieder mit ihren Freunden laufen und toben.
Die machen sich das aus
Ich glaube durch Martin Rütter wurden die Sätze wie „Der tut nix“ und „Das hat er noch nie gemacht“ erst richtig bekannt – aber wenn man drüber nachdenkt symbolisieren sie doch eigentlich nur, dass die Hundehalter ihre Hunde nicht unter Kontrolle haben und nicht einschätzen können.
Sehr gut gefällt mir auch die Aussage „Ach – das machen die sich schon untereinander aus“.
Kurz gesagt – NÖ – muss mein Hund nicht – dazu hat sie mich!
Lucy wird hoffentlich nie in die Situation kommen sich gegenüber einem anderen Hund wirklich behaupten zu müssen, etwas „klären“ zu müssen.
In solchen Situationen finde ich hat der Hundehalter die Pflicht seinen Hund zu schützen, ihn aus der Situation zu holen, die Lage so zu verändern, dass sie für die Hunde wieder passt, selbst wenn das heisst, dass einer der Hunde mal angeleint eine Pause macht.
Gottseidank gibt es immer mehr Hundeschulen bei denen die Halter lernen die Signale, die Sprache ihres Hundes zu erkennen und darauf zu reagieren. Es braucht schon ein wenig Übung um zu sehen wann eine Situation zu kippen droht, wann man besser eine kurze Spielpause macht, wann die Hunde etwas überdrehen. Greift man zur richtigen Zeit ein muss sich kein Hund behaupten und lernen die Hunde, dass ihre Halter jede Situation stets im Griff haben. Also gewinnen wir gleich doppelt – was gibt es Schöneres.
Wieviel Hundekontakt braucht mein Hund
Ich glaube jeder Hund freut sich, wenn er seine Kumpels trifft. Lucy zum Beispiel hat eine Straße weiter einen sehr alten Golden Retriever den wir gelegentlich beim Spaziergang treffen und über den Sie sich so freut, dass man armen Bub vor den unzähligen Küssen der Kleinen retten muss. Auch in der Hundeschule hat sie eine Freundin in ihrer Gewichtsklasse mit der sie gerne und ausgelassen herum düst.
Bei uns gilt – gute Kontakt immer gerne. Zwangskontakte nicht um jeden Preis.
So wie auch wir nicht mit jedem den wir begegnen beginnen zu plaudern soll auch der Hundekontakt ausgewählt und gut sein.
Lucy mag die meisten Hunde, zeigt sich sehr verträglich und liebt Welpen. Aber es gibt auch Momente an denen sie wild spielende Junghunde lieber aus der Ferne beobachtet, ein Leckerchen nascht und mit mir einen neuen Trick lernt. Ich bin froh, dass sie so genau zeigt wann sie Kontakt möchte und wann nicht und ich glaube sie ist froh, dass ich sie zu nichts zwinge.
In diesem Sinne – wir freuen uns, wenn Euch unser Blogartikel gefallen hat. Schreibt uns doch in den Kommentaren wie ihr Hundebegegnungen erlebt habt.
Machts gut
Eure LuBa´s