Mobil sein – ich denke jeder liebt dieses Gefühl der Unabhängigkeit.
- ausweichen können, wenn direkt vor der Haustüre die Wiesen frisch gedüngt sind
- woanders spazieren gehen
- einen Ausflug machen
- Freunde besuchen
- in die Hundeschule fahren
- Urlaub fahren
Schon bei der Aufzählung fällt mir auf – JA – ich bin sehr viel und gerne mobil. Doch der Weg dahin war, zumindest für Lucy und mich recht abenteuerlich.
Unsere erste gemeinsame Fahrt
Endlich war er da – der langersehnte Abholtag und wir fuhren los um unser Mädchen nach Hause zu holen.
Bepackt mit einem Welpengeschirr samt Leine, Handtüchern, Kuscheldecke, Küchenrolle, Feuchttüchern – fast möchte man meinen unsere Züchterin sei eine Tagesfahrt weit entfernt, dabei waren es eigentlich nur knapp 2 Stunden.
Die Formalitäten waren erledigt und Lucy bekam nochmal die Möglichkeit sich zu lösen. Dann hob ich Sie hoch und wir nahmen am Beifahrersitz Platz. Am Schoß eine kuschelige Decke, darüber ein Handtuch und die Küchenrolle griffbereit – man weiss ja nie. Herrchen fuhr los, langsam und bedächtig – schließlich hatte er wertvolle Fracht.
Und diese wertvolle Fracht die sich auf meinem Schoß hingelegt hatte begann nach 5 Minuten zu speicheln, die Augen wurden größer, der Bart war rasch nassgespeichelt. Arme Kleine, dabei war die Strasse noch nicht mal kurvig – na das konnte ja heiter werden.
Nur nicht zu stark trösten sagte ich mir immer wieder vor – da sein, Nähe geben aber nicht zuviel Wind drum machen – trotzdem blutet einem das frisch gebackene Hundemama Herz. Das Hundekind wirkt unentspannt, speichelt und winselt einmal kurz bevor sie mit einem kurzen Würgen sich erstmal freikotzt. Nein ich schreibe das genauso wie es war – sie hat nicht vornehm erbrochen – sie hat schlichtweg gekotzt und das in recht rasantem Tempo – im Gegensatz zum Fahrtempo. Gottseidank war ich mit der Küchenrolle schneller und so hatte ich das Malheur rasch im Griff und beseitigt bzw. in den Fußraum bugsiert.
Lucy wirkte nicht sonderlich erleichtert und als wir die ersten Kurven hinter uns gelassen hatten landete mit einem neuerlichen Ruck der nächste Futtermatsch auf der bereitgelegten Küchenrolle. Armes Mäuschen.
Nach insgesamt 3 Einsätzen der, sich als unbezahlbar erweisenden Küchenrolle, war Lucy´s Magen zwar leer, ihr aber immer noch übel. Irgendwann schlief sie ein, tief in meine Hände gekuschelt und war entsprechend fix und foxi als wir Zuhause ankamen – aber wenigstens waren wir daheim.
Autotraining und viele Leckerlis
Nach einigen Tagen der Eingewöhnung wollte ich mein Projekt „Lucy findet Autofahren toll“ starten. Dazu hatte ich mir einen Plan zurecht gelegt mit dem ich innerhalb von 2 oder 3 Tagen wieder mobil sein konnte. Schließlich wartet die große weite Welt auf Lucy und mich.
Nunja….was soll ich euch sagen….die Welt musste erstmal warten denn Lucy hatte ein ganz anderes Tempo als ich.
Wir „besuchten“ also das Auto, das in Lucy´s Augen wohl eher ein Ungetüm war – ich hatte für sie auf der Rückbank eine Box bereits gut gesichert montiert und trug sie auf dem Arm zum Auto, sprach leise mit ihr, öffnete die Autotür, lies sie an der Box schnuppern und sie selbst entscheiden ob sie die Box erkunden wollte – drinnen hatte ich schon Leckerlis ausgelegt als direkte Belohnung.
Skeptisch untersuchte sie die Box aber mampfte die Leckerlis und da die Boxentüre offen war und ich direkt davor stand war es ganz ok aber entspannt sah anders aus. Um sie nicht zu überfordern lies ich es an diesem Punkt auch gut sein und nahm sie wieder auf den Arm.
Diese Autobesuche machten wir nun 3-4 x am Tag – immer kurz und immer mit vielen Leckerlis und kleinsten Schritten. Nach einer Woche durfte ich die Boxentüre und die Auto Türe zu machen aber das Fenster war offen und ich stand direkt davor. Der Motor lief und das machte Lucy schon wirklich gut. Nochmal 1 Tag später saß ich am Fahrersitz und fütterte sie von vorn, redete mit ihr und war voller Euphorie, ich dachte jetzt hätte ich mein Ziel erreicht.
Wir fahren los
Und dann dachte ich – jetzt oder nie! DER Tag war gekommen.
Zuerst raus in den Garten damit sich Lucy lösen konnte, stressfrei um nur ja keinen Druck auszuüben. Dann gingen wir zum Auto, das wie immer in der Tiefgarage geparkt war. Den Weg dorthin kannte sie schon und tapste brav mit mir mit.
Autotüre auf und das Hundekind eingeladen in die Box zu kommen was sie auch brav machte. Loben, Leckerchen in den Hund rein, Türe zu und am Fahrersitz Platz nehmen. Hund wieder loben, wieder Leckerchen geben und Motor starten, kurz warten – mit dem Hund sprechen – langsam losfahren und wie mit einem rohen Ei aus der Tiefgarage raus direkt vors Haus. Gewinsel von hinten – NEIN……warum nur….Auto geparkt. Atmen – dann Motor abstellen und aussteigen – Boxentür öffnen.
Ok – die 2 Minuten Fahrt war wohl richtig stressig, denn Lucy hat gewürgt und gepinkelt – Mist aber auch – alles auf Anfang und die bange Frage – wird sie jemals das Autofahren mögen?
Die Gedanken fahren Karussell – eigentlich waren kurze Ausflüge geplant zb um den Stall kennen zu lernen oder Freunde zu besuchen und irgendwann sollte Lucy ja mit ins Büro wo ich täglich mit dem Auto hinfahre. Die Stimmung ist betreten – Lucy ist erschöpft, ich ein wenig verzweifelt. 1,5 Wochen Training und nun wieder auf 0 zurück. Soll ich von vorn anfangen? Mach ich es richtig? Was hab ich denn sonst für Möglichkeiten? Selbstzweifel nagen an mir. War ich zu schnell, wollte ich zuviel, hab ich einen Fehler gemacht?
Auto Frauli – ach nö
Wir machen erstmal Auto-Pause. Ich muss mich sammeln und lese ein wenig in Foren über Hunde die Stress beim Autofahren haben. Diverse Meinungen wie immer aber eines fällt auf – immer öfter lese ich den Tipp von Cocchulus Globuli und mindestens genauso oft lese ich, dass es wohl Hunde gibt, die ein Problem damit haben, wenn sie die Landschaft an sich vorbeiziehen sehen. Ausserdem soll man das Autofahren immer möglichst mit etwas positivem verbinden.
OK
Als erstes bauen wir die Box um – von der Rückbank in den Kofferraum damit Lucy nichts mehr sieht und dann lade ich ganz lieben Hundebesuch ein – direkt im Anschluss an ein Autotraining.
Der Plan steht, das Auto ist bereit und so beginnen wir das Training von vorn – der kleine Vorteil – da die Box nun im Kofferraum steht können wir ganz gemütlich neben der Box sitzen und die Box positiv belegen indem es Leckerlis gibt wenn Lucy in der Box ist und ich mich einfach daneben hinsetze – alles in Ruhe und ohne Stress – wir haben Zeit.
Nach dem Autotraining steht direkt nach dem Aussteigen aus Lucys Ungetüm das Brüderlein da und die beiden dürfen toben.
Ich wiederhole das Autotraining 1 Woche lang, wir verbringen wirklich viel Zeit im Auto und so langsam merke ich, dass Lucy nicht mehr so gestresst ist. Auch nicht, wenn der Motor läuft.
Vor der zweiten Testfahrt, die übrigens natürlich zu einem richtig tollen Ort führte hat sie dann das erste Mal die Globuli bekommen.
Was genau nun geholfen hat – ich kann es euch nicht sagen – jedenfalls dauerte es knapp 5 Monate bis Lucy zuverlässig und stressfrei Auto fahren konnte. In dieser Zeit haben wir versucht Autofahrten möglichst immer positiv zu belegen und sei es nur durch ein Spiel das im Anschluss stattfand.
Oft glaube ich hat es auch geholfen, dass wir ein Hundetreffen hatten und Lucy danach so müde war, dass sie die Autofahrt einfach verschlafen hat. Vielleicht hat sie da gemerkt, dass es gar nicht so schlimm ist.
Und heute?
Karten auf den Tisch – Lucy ist immer noch keine leidenschaftliche Autofahrerin. Sie bettelt nicht drum mit dem Auto mitzufahren. Aber sie akzeptiert es. Auch wenn es mal auf eine längere Strecke zb in den Urlaub geht.
Die Globuli sind bei längeren Fahrten immer mit dabei und helfen uns. Und Malheur ist schon lange keines mehr passiert 😉
Ob wir es richtig gemacht haben? Ich denke jeder hat seine Wege. Uns war wichtig mit möglichst wenig Druck voran zu kommen in einem Tempo, das für uns beide gepasst hat.
Daher war der Weg für uns der Richtige.
Das war´s wieder ihr Lieben – wenn Euch unser Blogartikel gefallen hat freuen wir uns über ein Kommentar oder ne Nachricht.
Machts gut
Eure LuBa´s