Gleich vorneweg – JA – auch Lucy hat leider Probleme mit Zahnstein. Wir gehören also auch zum Kreis der Betroffenen Hundehalter.
Zahnstein sagt nicht unbedingt etwas darüber aus ob der Hund gesund ernährt wird, ob er genügend zum Kauen bekommt, ob er viel oder wenig Leckerlis erhält. Zahnstein hängt von vielen Faktoren ab. Selbst Hunde aus dem gleichen Wurf die gleich gehalten, gepflegt und ernährt werden können unterschiedlich viel oder wenig Zahnstein haben.
Große Rassen haben meiner Erfahrung nach weniger Probleme in den jungen Jahren mit Zahnstein während Klein- und Kleinsthunderassen teilweise schon mit 1 Jahr die ersten Ablagerungen an den Zähnen zeigen. Dies liegt mitunter daran, dass bei kleineren Rassen die Zähne enger zusammenstehen, da der Kopf natürlich wesentlich kürzer/kleiner ist.
Wenn ich da an Attila, meinen Rottweiler denke – der hatte mit 7 Jahren gesündere und schönere Zähne als Lucy mit ihren 2,5 Jahren obwohl ich bei ihr wirklich viel dafür tue, dass ihre Zähne gesund bleiben.
Es gibt also mit Sicherheit Unterschiede die mit der Größe der Hunde zusammenhängen. Allerdings ist es bei Hunden, wie auch bei uns Menschen so, dass manche wohl eine genetische Veranlagung zu schlechteren/anfälligeren Zähnen haben. Auch die Speichelzusammensetzung soll mitursächlich dafür sein, ob ein Hund eher zu Zahnstein neigt.
Das Hundegebiss
Ganz generell haben kleine wie auch große Rassen im adulten Zustand 42 Zähne wovon 20 im Oberkiefer- und 22 im Unterkiefer sitzen.
Welpen haben 28 Zähnchen in ihrem Milchgebiss und beginnen ca. im Alter von 16 Wochen mit dem Zahnwechsel. In dieser Zeit knabbern und kauen sie gerne alles an, da sie den Druckschmerz und Juckreiz durch die neuen Zähne gerne lindern wollen. Die Zeit des Zahnwechsels dauert ca. 3 Monate.
Hier kann man die Hunde mit leicht gekühlten Lebensmitteln unterstützen. Ein mit Hüttenkäse gefüllter Kong zum Beispiel – kurz eingefroren eignet sich prima zum herumnagen und kühlt gleichzeitig das geschwollene Zahnfleisch. Ebenso eine Karotte aus dem Kühlschrank eignet sich bestens um vom Welpen benagt und gefressen zu werden.
Verzichten sollte man hingegen auf Zerrspiele und zu harte Leckerlis oder Knochen – diese können ein Abbrechen der Milchzähne verursachen und somit beim Zahnwechsel eher Schaden als Nutzen.
Wenn Hunde aufgrund des Zahnwechsels kau-faul sind, kann man ihnen das Futter einweichen um sie zu unterstützen.
Bitte kontrolliert regelmäßig das Gebiss eurer Welpen – gerade gegen Ende des Zahnwechsels sind oft doppelreihig stehende Zähne problematisch. Man nennt dies auch persistierende Milchzähne, wenn der nachfolgende Zahn bereits durchbricht ohne dass der Milchzahn ausfällt. Hierdurch ist für den neuen Zahn nicht genügend Platz und es kann zu Zahnfehlstellungen kommen. Bemerkt ihr das bei eurem Welpen sucht bitte euren Tierarzt auf.
Doch zurück zum Zahnstein….
Wie entsteht Zahnstein überhaupt?
Sobald der Hund frisst – also Nahrung aufnimmt – egal ob es nun sein Futter oder ein Leckerchen ist, bleibt eine feine weiche Schicht aus Nahrungsresten an der Oberfläche der Zähne haften. Diese Resten bestehen hauptsächlich aus Kohlehydraten und Proteinen. In Verbindung mit den eingelagerten Calcium- und Phosphatverbindungen, die eigentlich die Zähne schützen kommt es zu einer Mineralisierung und der gerade noch weiche Film, den man Plaque nennt wird zu einer nach und nach immer fester werdenden Struktur à Plaque wird zu Zahnstein und dieser kann mit normalem Reinigen nicht mehr entfernt werden.
Zahnstein hat eine raue Oberfläche welche wiederum ein anhaften von Futterresten begünstigt – der Teufelskreislauf ist erschaffen. Denn, je rauer die Zahnoberfläche und je geringer die Zahnzwischenräume sind – desto stärker können sich Futterreste – also Plaque ablagern. Auch Bakterien siedeln sich gerne an der rauen Zahnsteinoberfläche an und führen dort zu Schäden an Zähnen und Zahnfleisch.
Man könnte also sagen, dass Zahnstein wie eine Steinmauer ist die am Zahn anhaftet und Nährboden für Bakterien bildet die den Hund schädigen können.
Zahnstein ist optisch als dunkle meist braun/graue und harte Ablagerung auf der Zahnoberfläche zu erkennen. Oftmals bemerkt man bei Hunden mit starkem Zahnstein auch einen üblen Maulgeruch der seine Ursache in den übelriechenden Stoffwechselendprodukten der Bakterien hat, die am Zahnstein leben.
Warum ist Zahnstein so gefährlich?
Zahnstein kann die Ursache für diverse Folgeerkrankungen des Maulbereiches aber auch des gesamten Hundekörpers sein:
- Verfärbungen an den Zähnen
- sichtbaren Ablagerungen
- Hunde riechen stark aus dem Maul
- Entzündung und Rückbildung des Zahnfleisches
- Zahnfleischbluten
- Infektionen des Kieferknochens die oftmals auf andere Organe wie Herz, Leber und Niere übergreifen können
- Appetitlosigkeit und Futterverweigerung
- Abszessen (Eiteransammlungen) im Wurzelbereich der Zähne
- Verlust des betroffenen Zahnes / operative Entfernung
Deswegen ist es so wichtig, auf gesunde Zähne besonderen Wert zu legen um unseren Hunden unnötige Infektionen und Schmerzen zu ersparen.
Und was, wenn der Hund schon Zahnstein hat?
Vorsorge ist besser als Nachsorge heisst es so schön. Aber hat der eigenen Hund Zahnstein bringt uns dieser Slogan wenig weiter.
Die im Handel erhältlichen Zahnsteinkratzer möchte ich an dieser Stelle nicht empfehlen – ich bin der Meinung so etwas gehört in die Hände von Profis und will mir gar nicht ausmalen was alles passieren kann, wenn man als Ungeübter damit den Hund im Maulbereich verletzen würde. Zudem hinterlässt das Abkratzen mikroskopisch feine Rillen im Zahn die eine erneute Plaque-Anhaftung und somit Zahnsteinbildung begünstigen.
Es gibt immer öfter spezielle Zahnkliniken für Hunde. Dort ist man auf die Behandlung und Versorgung von Hundezähnen spezialisiert, verfügt über die geeigneten Instrumente und kann sowohl Zahnsteinbehandlungen durchführen wie auch wenn nötig Operationen.
Auch ein Kumpel von Lucy, ein großer und wunderhübscher Setter musste erst kürzlich in eine Zahnklinik. Dort wurde der 8 Jahre alte Rüde in Narkose behandelt, denn es mussten auch Zähne gezogen werden. Nach dem operativen Eingriff bekam er noch einen Komplett-Hygiene Service mit Zahnsteinentfernung und nach einigen Tagen mit weichem Futter und bestem Krankenbettservice von Frauchen und Oma war er wieder fit.
Im Normalfall kann Euch Euer Tierarzt beraten ob und wann eine Zahnsteinentfernung notwendig und sinnvoll ist. Da hierzu jedesmal eine Narkose erfolgen muss würde ich persönlich davon abraten es in regelmäßigen Abständen prophylaktisch einzuplanen, da es für den Hundekörper doch eine große Belastung darstellt.
Eine professionelle Zahnsteinentfernung kann aber eine gute Grundlage sein um danach zuhause neuer Zahnsteinbildung vorzubeugen.
Zahnstein vorbeugen – was kann man zuhause machen?
Mittlerweile gibt es so viele Produkte am Markt, dass man ganz leicht die Übersicht verlieren kann. Als ich für den Blogartikel mal alles herauskramte was bei uns zuhause für die Zähne zu finden ist, war ich erstaunt – so einiges hab ich tatsächlich nur 1x probiert und festgestellt, dass es für uns nicht das richtige ist.
Eines haben aber alle Cremes/Gels/Pulver/Pasten/Bürsten gemeinsam – nichts davon ist ein Zaubermittel. Es geht nicht über Nacht – es funktioniert nicht bei einer einmaligen Anwendung.
Hunde die zu Zahnsteinbildung neigen haben hoffentlich Besitzer, die eine lange Ausdauer haben, denn es bleibt einfach nichts anderes, als seinen Hund bei der Maulhygiene zu unterstützen um dauerhaft seine Zahngesundheit zu erhalten.
Was nutzen die LuBa´s?
- Wir putzen tatsächlich täglich die Zähne mit einem Fingerling und Kokosöl bzw. Hundezahnpasta
- Ergänzend haben wir seit kurzem die Emmi-Pet die uns 2x wöchentlich bei der Zahnreinigung mit Ultraschall unterstützt
- Abends gibt es als allerletztes Leckerli ein Zahnputzkeks von QChefs oder ein selbstgemachtes Zahnputzleckerli
Wie gesagt – nichts davon ist ein Zaubermittel, keines ist ein Patentrezept aber für Lucy und mich hat sich diese Kombo als praktikabel herausgestellt. Wir halten so den Zahnstein in Schacht, verhindern dass er mehr wird und lassen die Zähne regelmäßig beim unserem Tierarzt kontrollieren.
Am Markt erhältlich sind diverse Zahnsteinpulver – bitte achtet bei diesen darauf, dass sie OHNE Meeresalgen sind. Ausgewiesen wird es oft als „Seealgenmix, Ascophyllum nodosum oder Meeresalgen“. Sie enthalten große Mengen an Jod und sind daher zur Gabe nicht geeignet, da Hunde Jod nur in sehr geringen und möglichst genau berechneten Dosierungen erhalten sollten. Die Jodgabe ist stark vom Körpergewicht und der Reinheit des Produktes abhängig und so kann eine erhöhte Jodgabe zu einem Ungleichgewicht der Schilddrüse führen.
In einem bedarfsdeckenden Fertigfutter, egal ob Dose oder Trockenfutter ist bereits mehr als ausreichend Jod enthalten. Führt man dem Hund nun ergänzend Jod über ein Pulver zur Entfernung des Zahnsteines zu, kann es zu einer Überdosierung und somit zu nachhaltigen Schäden führen. Wird euer Hund gebarft, habt ihr bestimmt auf eurem Plan den Jodgehalt vermerkt und wisst daher in welchen geringen Mengen Jod gegeben wird. Bei Lucy sind es zb. lediglich 1,45g pro Woche um euch einen Vergleichswert an die Hand zu geben.
Ergänzend freuen sich die Hunde natürlich immer über Kauspielzeug oder geeignete Kauartikel. Achtet dabei nur darauf, dass der Hund die Knabbereien gut verträgt und keinen Durchfall/weichen Kot oder Pupserei davon bekommt. Auf zu harte Knochen solltet ihr generell verzichten, da der Hund sich hierdurch beim Kauen Haarrisse in den Zähnen zuziehen kann und somit der positive Effekt leider vom negativen überschattet wird.
Zähne putzen – alles eine Frage des Trainings
Zähneputzen ist eine Trainingssache – wir haben damals begonnen sehr kleinschrittig Lucy zuerst an Kokosöl zu gewöhnen das wir einfach auf unseren Finger gegeben haben und haben es ihr kurz und leicht übers Zahnfleisch gestrichen. Mit viel Lob und Geduld war es dann der Fingerling mit Kokosöl mit dem wir zuerst nur die vorderen Zähne gereinigt haben bis sie schlussendlich akzeptiert hat, dass das gesamte Gebiss gereinigt wird. Die Hundezahnpasta folgte etwas später wieder in kleinen Schritten.
Der Fingerling ist für uns die bessere Wahl, da ich so genau spüre wo die einzelnen Zähne sind, wieviel Druck ich weitergebe. All das ist für mich, selbst mit einer weichen Kinderzahnbürste nicht so optimal gewesen als wir es versucht haben. Den Fingerling koche ich immer wieder aus, damit er keimfrei ist.
Jeder muss für sich und seinen Hund testen, womit man besser zurechtkommt, was für den Hund angenehmer ist. Das gilt sowohl für die Zahnbürste oder den Fingerling wie auch für die Wahl der richtigen Hundezahnpasta. ACHTUNG Menschenzahnpaste ist NICHT geeignet da sie durch die schaumbildenden Substanzen zu Magenbeschwerden beim Hund führen können.
Im Netz gibt es mit dem Stichwort „Medical Training“ diverse tolle Videos die Tipps und Tricks bereit halten um mit seinem Hund das Zähneputzen zu trainieren.
Das war´s wieder ihr Lieben – wenn Euch unser Blogartikel gefallen hat freuen wir uns über ein Kommentar oder eine Nachricht.
Machts gut und bleibt gesund
Eure LuBa´s